Das Little-League-Programm in Deutschland blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück: Nach seiner Einführung in den 2000er Jahren kam es aufgrund organisatorischer Schwierigkeiten zunächst zum Stillstand. 2020 wurde das Programm jedoch unter neuer Führung wiederbelebt und hat seither einige beeindruckende Erfolge und Fortschritte erzielt.
Historischer Hintergrund und Herausforderungen
Das Little-League-Programm in Deutschland hat seinen Ursprung in den frühen 2000er Jahren, als es hauptsächlich von amerikanischen Expatriates und Militärfamilien getragen wurde. Trotz seines Potenzials stand das Programm vor erheblichen Herausforderungen, insbesondere durch die Trennung zwischen den US-Militärligen und den lokalen deutschen Teams. Diese Differenzen sowie organisatorische Schwierigkeiten behinderten das Wachstum des Programms. Infolgedessen nahm die Teilnahme gegen Ende der 2000er Jahre ab, und das Programm kam schließlich zum Erliegen.
Wiederbelebungsbemühungen (2020-2022)
Im Jahr 2020 erkannte Thomas Bieth, Präsident der Deutschen Baseball und Softball Jugend, das Potenzial der Little League zur Förderung des Jugendbaseballs und -softballs in Deutschland. Er bemühte sich daraufhin, das Programm wiederzubeleben. Dazu nahm er Kontakt zu Beata Kaszuba-Baker, der Direktorin der Little League Europa-Afrika, auf, um eine mögliche Wiedereinführung des Programms in Deutschland zu besprechen. Diese Gespräche führten im Jahr 2021 zur Ernennung von Thomas Bieth zum District Administrator für Deutschland. Die COVID-19-Pandemie im Jahr 2021 verzögerte jedoch den Neustart, da geplante Turniere und Aktivitäten aufgrund von Einschränkungen abgesagt wurden.
Offizieller Neustart und Fortschritte (2022-2023)
Nach umfangreicher Planung und strategischen Treffen wurde das Little-League-Programm 2022 offiziell in Deutschland wiederbelebt. Ein wichtiger Schritt war die Umstrukturierung der beiden bestehenden Districts zu einem einzigen District, der das gesamte Land abdeckt. Dies ermöglichte es, die Ligen des Deutschen Baseball und Softball Verbandes (DBV) in die Little-League-Struktur zu integrieren, sodass reguläre Ligaspiele nun als Little-League-Spiele gewertet werden konnten. Im Jahr 2023 verzeichnete das Programm dann eine spürbare Zunahme der Teilnahme. Es wurden vier Ligen in den Regionen Nord, West, Südwest und Südost gegründet. Besonders erfolgreich war das 12U Majors-Team aus dem Südosten, welches das deutsche District-Qualifikationsturnier gewann und Deutschland beim Europa-Afrika-Regionalturnier in Kutno, Polen, vertrat und es dort bis in ins Halbfinale schaffte. Auch das 13U Intermediate-Team der Liga Südwest erzielte beachtliche Erfolge und erreichte das Halbfinale im Regionalturnier in Jablonec nad Nisou, Tschechien.
Meilensteine im Jahr 2024
Auf diesen Erfolgen aufbauend erweiterte das Little-League-Programm in Deutschland seine Aktivitäten und Erfolge im Jahr 2024. Teams aus Deutschland nahmen in den Altersgruppen U12, U13 und U16 im Baseball sowie U12 im Softball an Regionalturnieren in Europa teil. Ein historischer Meilenstein war die Teilnahme des deutschen U12 Majors Softball-Teams am Regionalturnier in Kutno, Polen, als erste deutsche Softballmannschaft in einem Little-League-Turnier. Zudem schrieb das Intermediate 50/70-Team aus dem Südwesten Geschichte, indem es das Europa-Afrika-Regionalturnier gewann und sich als erstes deutsches Team für die Intermediate 50/70 World Series in Livermore, Kalifornien, qualifizierte. Die Little League Organisation übernahm sämtliche Kosten für die Teilnahme, einschließlich Reise, Unterkunft, Verpflegung und Teamausstattung. Zudem wurden dem Team 12 neue Teamschläger vom Sponsor EASTON geschenkt. Ein weiterer Fortschritt war die Aufnahme Berlins als fünfte Liga in den deutschen Little-League-District, was die Reichweite und das Engagement der Little League in Deutschland weiter stärkte.
Strategische Planung für die Zukunft
Nach der erfolgreichen Saison 2023 fand ein Saisonrückblick-Meeting statt, das auf positive Resonanz stieß und das Interesse am Programm weiter verstärkte. Dieses Treffen legte den Grundstein für eine fortlaufende Erweiterung und Verbesserung des Programms im Jahr 2024. Ziel ist es, bei den Regionalturnieren größere Erfolge zu erzielen und möglicherweise erneut die Qualifikation für die World Series zu erreichen. Darüber hinaus plant District Administrator Thomas Bieth für Oktober 2024 ein virtuelles Meeting, bei dem Coaches, Eltern und League-Präsidenten ihre Erfahrungen aus der Little-League-Saison 2024 austauschen können. Die Ergebnisse dieses Meetings sollen dazu genutzt werden, das Programm für die Saison 2025 weiter zu optimieren. Es sind außerdem weitere Little League Game Days in Zusammenarbeit mit den Landesverbänden des DBV geplant, die in die Terminkalender für die Saison 2025 aufgenommen werden sollen.
Auswirkungen auf das Wachstum von Baseball und Softball in Deutschland
Die erzielten Erfolge sowie die wachsende Präsenz des Little-League-Programms in Deutschland bieten eine einmalige Gelegenheit, Baseball und Softball im Land nachhaltig zu fördern. Die Teilnahme an internationalen Turnieren verbessert nicht nur die Fähigkeiten der Spieler, sondern trägt auch dazu bei, das Bewusstsein für diese Sportarten in der breiten Öffentlichkeit zu stärken. Insbesondere neue Lizenzinhaberinnen und Lizenzinhaber im Bereich Scoring und Umpiring können bei den Little League Game Days wichtige praktische Erfahrungen in einer geschützten Umgebung sammeln. Diese Entwicklung könnte langfristig dazu beitragen, mehr Kinder für Baseball und Softball zu begeistern und somit die Basis dieser Sportarten in Deutschland zu vergrößern. Für engagierte Schiedsrichter bietet die Little League zudem eine Plattform, um Einsätze bei hochkarätigen internationalen Turnieren zu erhalten.
Ein bedeutendes Beispiel für die positive Resonanz auf das Programm ist die Dokumentation der Little League über die Reise des ersten rein deutschen Teams zu den Intermediate 50/70 World Series in Kalifornien. Der Film „The First All-German Team and Their Journey to the 50/70 World Series“ zeigt eindrucksvoll die Motivation und den Einsatz der jungen Spieler und kann als inspirierendes Werkzeug genutzt werden, um noch mehr Nachwuchs für diese Sportarten zu gewinnen.
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„Ich möchte dem Präsidium des Deutschen Baseball und Softball Verbands (DBV) meinen aufrichtigen Dank aussprechen. Die positive Entscheidung, das Little-League-Programm in Deutschland zu unterstützen, hat den Grundstein für dessen erfolgreiche Entwicklung gelegt.
Ein besonderer Dank gilt Erik Braun, dem Präsidenten der Little League Südwest, der gemeinsam mit mir das Programm kontinuierlich inhaltlich und strategisch vorangebracht hat. Ebenso danke ich Stefan Rohrbeck für seine herausragende Organisation und Koordination der Umpire, sowohl in Deutschland als auch auf internationaler Ebene. Seine Einsätze, darunter das US-Bracket-Finale und das Finale der World Series 2024 in Livermore, sind ein beeindruckendes Beispiel für sein Engagement.
Schließlich möchte ich allen Coaches, Freiwilligen, Eltern und Unterstützern des Programms meinen tiefsten Dank aussprechen. Ohne ihre unermüdliche Unterstützung wäre die Wiederbelebung und das Wachstum der Little League in Deutschland nicht möglich gewesen.“
Thomas Bieth, District Administrator Little League Deutschland
(Foto: Jakub Kuřák)