Eigentlich hatte Donald Lutz sich schon in den wohlverdienten Baseball-Ruhestand verabschiedet. Seine Zelte in den USA brach der 36-Jährige 2019 ab. In Australien ließ der deutsche MLB-Pionier seine Karriere ausklingen. Schließlich hing der frühere Profi der Cincinnati Reds 2023 seinen Spielerhandschuh an den Nagel. Als Trainer und Talentsucher versuchte sich das jahrelange deutsche Baseball-Aushängeschild in „Down Under“ ein zweites Standbein aufzubauen. Er gründete sein eigenes Brand „DTL.3“ und versucht mit Batting Gloves und Baseball Accessoires auf dem Markt Fuß zu fassen. „Es läuft soweit ganz gut“, sagt Lutz. Aber irgend etwas fehlte.
Lutz kam an den Punkt, an dem er sich dachte, „ich habe noch Energie und Baseball ist meine Passion. Ich habe mir einen Personal Trainer geholt, der mich fit gemacht hat“, beschreibt der langjährige Nationalspieler im „DBL Live Talk“. Nun ist der „braune Hulk“ zurück. „Und es geht noch einmal eine Runde um die Sonne“, wie es der Wahl-Australier auf Englisch formuliert. In Tucson will der ehemalige MLB-Profi mithelfen, Deutschland im vierten Anlauf erstmals zur Endrunde des World Baseball Classic zu führen. Zum dritten Mal bereits ist der ehemals beste deutsche Baseballer nach 2012 in Regensburg und 2016 in Mexicali selbst beim Qualifier dabei.
Trotz seiner zahlreichen Errungenschaften wäre die historische erste Teilnahme für sein Heimatland für den im hessischen Friedberg aufgewachsenen Power Hitter etwas ganz besonderes. „Einer der Gründe, warum ich zurückgekommen bin, ist, weil ich unbedingt einmal im World Baseball Classic spielen will“, verrät „Big Lutz“. Einsätze für die deutsche Nationalmannschaft waren für ihn immer eine Herzensangelegenheit. Lange Jahre vertrat Donald zusammen mit seinem Bruder Sascha die schwarz-rot-goldenen Farben. „Die Trips mit der Nationalmannschaft – sei es World Baseball Classic Qualifier, WM oder Olympia-Quali – haben mir immer auch die Chance gegeben mit Sascha Zeit zu verbringen“, blickt Lutz zurück. Auch während seiner erfolgreichsten Zeit unterstützte der Hesse so oft es ging, sein Mutterland. Mit dem ganzen großen Wurf im Nationaltrikot sollte es aber nie klappen.
Dass sich die Vorzeichen dieses Mal umkehren werden, davon ist der erste in Deutschland aufgewachsene MLB-Profi überzeugt. „So gut wie dieses Mal hat es sich noch nie angefühlt, mit Deutschland in ein Turnier zu gehen“, findet der Routinier. Zumindest die blanken Zahlen sprechen für diese Einschätzung. Als Weltranglisten-17. ist die deutsche Auswahl nach Kolumbien die zweitbestplatzierte Nation im Turnier. Dies ist längst keine Garantie, das weiß der viel gereiste Homerun Hitter nur zu gut. „In so einem Turnier kann alles passieren. Aber es ist nicht so, dass es ein zusammengewürfelter Haufen ist wie so oft. Da hat Deutschland gute Arbeit geleistet, dass wir als Team zusammenwachsen“, lobt Lutz. Spätestens am 7. März wird sich zeigen, ob der lang gehegte deutsche Baseball-Traum endlich Realität wird und Lutz womöglich noch eine weitere Runde um die Sonne drehen wird.
Text: Matthias Ondracek; Foto: Thomas Schönenborn